Lippische Landes-Zeitung ,
30.07.2003 :
Von Olberg gibt auch Mandat ab / CDU-Fraktionschef nennt vor allem berufliche Gründe
Detmold (mah). Jürgen von Olberg hat am Montag der CDU mitgeteilt, dass er neben seinem Amt als Fraktionschef auch sein Ratsmandat abgeben wird, Nach 29 Jahren im Rat und 35 Jahren politischer Tätigkeit für die Union zieht der 63-Jährige am 31. August einen Schlussstrich.
"Die Antwort, warum ich aufhöre, ist simpel: Es ist beruflich einfach nicht mehr zu schaffen", sagte von Olberg gestern. Wichtige anstehende Ratsentscheidungen benötigten seine ganze Aufmerksamkeit, die er aufgrund seiner Arbeit als Rechtsanwalt mit Schwerpunkt Insolvenzverfahren nicht mehr erbringen könne. Fragen der Abfallwirtschaft etwa erforderten Wissen in detaillierten Einzelfragen - "und ich habe den Anspruch, diese Fragen gegenüber meiner Fraktion beantworten zu können".
Dass die umfangreichen Verwaltungsvorlagen die Arbeit nicht unbedingt erleichterten, verhehle er nicht. Gerade beim Thema Teilprivatisierung der Müllabfuhr habe die Verwaltung von der Beratungsgesellschaft nicht die ausgewogenen Informationen bekommen, die zu erwarten gewesen wären. Beim aufmerksamen Durcharbeiten hätten sich viele Fragen ergeben - dieses Thema sei "möglicherweise nicht gründlich vorbereitet" worden.
Der hohe Anspruch an die Ratsarbeit sei auch bei Haushaltsberatungen festzustellen - "Es ist für einen ehrenamtlichen Politiker faktisch kaum noch möglich, einen Haushalt für eine 80.000-Einwohner-Stadt durchzuarbeiten." Hinzu kämen weitere Aufgaben eines Fraktionsvorsitzenden in verschiedenen Gremien oder zu repräsentativen Anlässen. Der Rechtsanwalt hat nachgezählt und ist allein in dieser Wahlperiode auf 327 Sitzungen gekommen.
Doch von Olberg ist auch der Spaß an der Arbeit verloren gegangen: "Alles läuft unter der Frage der Finanzierbarkeit." Bewegung fehle. Es gelte nur noch, den Mangel zu verwalten, und das sei schlecht. Für ihn sei es nun genug, und als "graue Eminenz " wolle er nicht auf einer hinteren Bank sitzen. Zudem freue er sich auf mehr Zeit mit der Familie. Ausdrücklich dankte er seinem Vize Detlef Langhans und dem Ersten Beigeordneten Dr. Volkmar Reinke für die gute Zusammenarbeit.
Von Olbergs Nachfolger im Rat wird der Heiligenkirchener Bodo Dörmann. Die für die Nachfolge als Fraktionschef favorisiert gehandelten Stephan Grigat und Detlef Langhans nannte von Olberg "integrationsfähige Figuren". Er wolle jedoch auch Friedrich Sundhoff ins Gespräch bringen, für den dieses Attribut gelte.
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