Ahlener Zeitung ,
17.02.2003 :
Keine Angst vor Abschiebung
Ahlen (D. Hat.). So entspannt und ausgelassen haben Marlies Isernhinke und Markus Möhl die drei kurdischen Familien selten erlebt wie gestern Nachmittag im Bürgerzentrum. Dort feierten sie zusammen mit vielen deutschen Freunden ein fröhliches Fest.
Rückblende: Ende der 90er Jahre gehörten die drei Familien Aksoy, Erboga und Demir zu denen, die abgeschoben werden sollten. Dabei handelte es sich um eine konzertierte Aktion in Nordrhein-Westfalen. Insgesamt davon getroffen: 450 Flüchtlinge.
Weil die rechtlichen Möglichkeiten erschöpft waren, wandten sich auch die Ahlener Familien in ihrer Not an die Kirche. In vielen Kirchen im Land fanden sich Gemeinden bereit, den Flüchtlingen Kirchenasyl zu gewähren. Das fanden auch die Aksoys, Erbogas und Demirs. Zwar nicht in Ahlen, aber dafür in anderen Städten. Es gehörte zum Prinzip des so genannten Wanderasyls, die Petenten möglichst außerhalb des Gebietes der zuständigen Ausländerbehörde unterzubringen. Markus Möhl, evangelischer Pfarrer an der Pauluskirche: Ganz wichtig ist dabei, die Flüchtlinge nicht zu verstecken. Die Behörden sind immer über den Aufenthaltsort der Flüchtlinge informiert.
Nach intensiven Verhandlungen mit dem Innenministerium wurden den Kurden ein vorläufiges Bleiberecht eingeräumt. Im März 1999 kehrten die Familien zurück nach Ahlen. Es dauerte aber noch bis zum Herbst vergangenen Jahres, bis ihnen ein Dauerbleiberecht eingeräumt wurde. In dieser Zeit kümmerten sich Möhl und sein Kollege Heinz Aden von der Christuskirche mit ihren Gemeinden um die Menschen. Von den Fahrten zum Ausländeramt nach Warendorf, auf die Möhl eine Familie häufiger begleitete, ist dem Pfarrer die große Angst des Familienvaters vor der Abschiebung in Erinnerung geblieben.
Das alles ist jetzt Vergangenheit. Gemeinsam mit Flüchtlingshilfe und der Beratungsstelle für Flüchtlinge, die Marlies Isernhinke leitet, hatten die Familien alle Helfer zu einem Dankesfest nach Ahlen eingeladen. Aus Köln, Bielefeld, Gelsenkirchen und Oberhausen waren Mitglieder der Kampagne Kein Mensch ist illegal gekommen. Für Essen und Trinken sorgten die kurdischen Gastgeber. Und zur Musik von Gebouri Berou aus Ennigerloh setzten Flüchtlinge und deutsche Freunde ihre Freude in traditionelle Tänze um.
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