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Ahlener Zeitung , 12.02.2004 :

Familie aus dem Kosovo in größter Sorge

Familie aus dem Kosovo in größter Sorge

Von Rolf Kersting

Ahlen. Der Krieg im Kosovo hatte mehr als eine Million Flüchtlinge zur Folge. Darunter die Familie K. (die Redaktion nennt auf ausdrücklichen Wunsch der Eheleute und Kinder nicht den vollen Namen) aus Ahlen. Seit etwa zehn Jahren leben die Eheleute K. mit ihren drei inzwischen volljährigen Kindern in der Ungewissheit, was ihnen die nächste Zukunft bescheren wird. Ihnen war die Bedingung zur Rückkehr in die Heimat nach Beendigung der Kriegshandlungen bekannt. Die Hoffnung darauf, wenigstens mit längerer Perspektive eine mittelfristig sichere Existenz aufbauen zu können, gaben sie nie auf. Nun droht der kompletten fünfköpfigen Familie nach Jahren juristischer Auseinandersetzungen beim Verwaltungsgericht die Abschiebung ins Kosovo. Einen Funken Hoffnung darauf, dass zumindest auf die Ausbildung bzw. den Schulabschluss der beiden jüngeren Kinder Rücksicht genommen wird, setzen die Eheleute K. jetzt auf eine über ihren Münsteraner Anwalt beantragte einstweilige Anordnung. Zwei der Kinder sind Gegenstand des Eilverfahrens mit dem Ziel, das Bleiberecht zu verlängern.

Die Lage ist ruhig, aber nicht stabil. So berichteten vor wenigen Monaten die Ahlener Soldaten des Panzergrenadierbataillons 192 nach ihrer Rückkehr aus dem Kosovo-Einsatz. Sie waren in Prizren stationiert und wurden unter anderem auf ihren Patrouillen durch die Region täglich mit den Kriegsfolgen konfrontiert. Auch das Haus der Familie K., die aus Prishtina stammt, wurde völlig zerstört. Viele ihrer Verwandten und Freunde kamen um. Sie ist dankbar dafür, Aufnahme in Deutschland gefunden zu haben. Während der gesamten zehn Jahre fiel sie dem Sozialstaat nicht zur Last, sondern sorgte aus eigener Kraft für den Lebensunterhalt. Die unsichere Aufenthaltslage war Ursache dafür, dass der Vater, von Beruf Ingenieur, immer nur befristete Arbeit bekam. Aber er nahm sie an, zurzeit in einem Fleischbetrieb. Der 18-jährige Sohn könnte in etwa einem Jahr seine Tischlerlehre bei einem bekannten Ahlener Unternehmen abschließen, die jüngere Tochter steht in Hamm kurz vor ihrem Abitur. Die Zukunft für beide ist völlig offen.

1993 war der Asylantrag abgelehnt worden. Beim Verwaltungsgericht Münster klagten die Eheleute K. gegen diesen Entscheid. Es vergingen sieben Jahre, bis die Entscheidung, nachdem sie sich durch mehrere Instanzen gewunden hatte, abgelehnt wurde. Im November 2002 wurde mit Hilfe des Anwalts ein Folgeantrag gestellt. Auf die erneute rechtskräftige Ablehnung im Juni 2002 reagierte die Familie K. mit dem Antrag auf Aufenthaltsbefugnis.

Seit dem 17. November 2003 ist ihr der 18. Februar als gesetzter Abreisetag ins Kosovo bekannt. Je nach Ausgang des Eilverfahrens muss sie mit Abschiebemaßnahmen rechnen. Die Behörde in Warendorf ist gehalten, die Gerichtsentscheidungen auszuführen. Kriegsschicksal einer Familie nach Aktenlage.


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