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Lippe aktuell , 26.07.2003 :

Familie Bozkurt darf vorerst in Silixen bleiben / Ein Stück begrenzte Normalität

Extertal/Detmold (tak). Es waren Tränen der Erleichterung und Freude, die Hidayet Cicek im Raum 277 im Kreishaus vergoss. Der Petitionsausschuss des Landes NRW hat beschlossen, der gesamten Familie Bozkurt in Silixen eine vorläufige Duldung auszuschreiben. Bis Ende Oktober kann die fünfköpfige Familie ihr normales Leben wieder aufnehmen.

"Der Petitionsausschuss schließt die Akte Bozkurt noch nicht", so Dorothee Danner (MdL) als Mitglied des Ausschusses. Das heißt, es besteht noch eine Möglichkeit, dass die in Silixen lebende Familie vielleicht doch noch in Deutschland bleiben kann.

Vorläufig entschied der Ausschuss am Mittwoch, dass die gesamte Familie eine Duldung bis Ende Oktober hat. Die Fahndung gegen Giyasettin Bozkurt wird aufgehoben und ab Montag kann der Familienvater wieder seiner Arbeit nachgehen. Der Kreis hat eine neue Arbeitserlaubnis für ihn ausgeschrieben. Der Arbeitgeber hat die Stelle für Giyasettin Bozkurt frei gehalten. Das ist nötig, damit die Familie nicht in die Sozialhilfe abrutscht. "Sie sollten dafür Sorge tragen, dass sie die Familie finanziell unterstützen, wenn der Verdienst des Mannes nicht reicht", so Danner und wandte sich damit an den Unterstützerkreis der Familie.

In Silixen ist bereits von den Befürwortern ein Spendenkonto eingerichtet worden. Im Lebensmittelmarkt, in dem Hidayet Cicek bis kurz vor dem Untertauchen gearbeitet hat, ist ein Lebensmittelkonto eingerichtet.

Es bleibt nun abzuwarten, was das psychologische Gutachten von Hidayet Cicek ergibt, das zur Zeit erstellt wird. "Wird daraufhin eine Traumatisierung festgestellt, dann ist das eine deutlich veränderte Ausgangssituation als bisher angenommen", so Danner. Kathrin Dallwitz vom Flüchtlingsrat aus Bielefeld unterstützte Hidayet Cicek während der Tagung des Ausschusses. "Es ist oft so, dass Menschen die ein Trauma erlebten, nicht über das Zugestoßene reden", so Dallwitz.

Sollte sich die Traumatisierung nicht bestätigen, so ist es besser, wenn die Familie zum Ende der Duldung freiwillig ausreist. Nur dann bleibt der Familie eine Rückkehrmöglichkeit nach Deutschland erhalten.

Ehemann Giyasettin Bozkurt befand sich zum Zeitpunkt des Entschlusses noch im Kirchenasyl (Lippe aktuell berichtete), als der erlösende Anruf von Regina Scheiper, Mitglied des Silixer Unterstützerkreises, aus dem Kreishaus kam. Ehefrau Hidayet Cicek war noch zu aufgeregt um zu telefonieren. Zumindest bis Oktober kann die Familie, die durch das Kirchenasyl des Mannes, auseinandergerissen war, wieder ein Stück Normalität erleben. "Bei den Unterstützern und der Silixer Kirchengemeinde ist die kooperative Entscheidung mit großer Erleichterung aufgenommen worden", so Josie Fiedler vom Unterstützerkreis.


la.redaktion@lippe-aktuell.de

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