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Landesarchiv NRW, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold , 12.01.2004 :

Ausstellung Lebensunwert - zerstörte Leben

Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold zeigt vom 23. Januar bis 19. März 2004 die Ausstellung

Lebensunwert - zerstörte Leben

Die Ausstellung erinnert an Menschen, die wegen ihrer Erkrankung, sozialer Auffälligkeit oder wegen systemkritischer Meinungsäußerungen in der Zeit des Nationalsozialismus unfruchtbar gemacht oder ermordet wurden. Sie spannt dabei den Bogen von den Vordenkern einer Selektion der Menschen im 19. Jahrhundert bis hin zur aktuellen Diskussion um Eugenik und Präimplantationsdiagnostik (PID).

Auf der Grundlage des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 19. Juli 1933 und nachfolgender Verordnungen wurden während der nationalsozialistischen Herrschaft rund 400.000 Menschen zwangssterilisiert, seit dem "Euthanasie-Erlass" von 1939 ca. 300.000 "Kranke" ermordet.

Durch die Schilderung konkreter Lebensschicksale und die Berichte von Opfern und Hinterbliebenen stellt die Ausstellung eindrucksvoll Personen hinter diesen anonymen Zahlen vor. Beispielsweise: Siegfried K. Als Auszeichnung für besondere Leistungen in seinem Betrieb hatte K. die Möglichkeit, im Rahmen des Programms "Kraft durch Freude" eine Dampferfahrt nach Norwegen zu machen. Als K. während der Überfahrt als Angehöriger der Bekennenden Kirche in Streit geriet mit Vertretern der Deutschen Christen, die der NS-Ideologie nahe standen, wurde er sofort nach der Rückkehr des Schiffes in eine Heil- und Pflegeanstalt gebracht und 1937 unter dem Vorwand "Schizophrenie" sterilisiert. K. arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg als Lehrer und hat ein umfassendes künstlerisches Gesamtwerk hinterlassen. Die Detmolder Ausstellung zeigt eine Auswahl seiner Skizzen, Radierungen, Ölgemälde und Linolschnitte.

Im Mittelpunkt der Präsentation stehen die 15 Tafeln der gleichnamigen Wanderausstellung, die jetzt vom Bund der "Euthanasie"-Geschädigten und Zwangssterilisierten (BEZ) neu erarbeitet wurde. Der in Detmold ansässige BEZ erinnert damit auch an das oft vergebliche Ringen der Betroffenen um Anerkennung und Entschädigung als Opfer des NS-Regimes. In Ergänzung zur Wanderausstellung präsentiert das Staatsarchiv Detmold Originalobjekte zur Geschichte von Unfruchtbarmachung und "Kranken"-Mord in Ostwestfalen-Lippe.

Die Ausstellung bietet auch zahlreiche Anknüpfungspunkte für die Behandlung der Zeit des Nationalsozialismus im Schulunterricht. Auf Wunsch können auch Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen vermittelt werden.

Die Eröffnungsveranstaltung findet statt am Donnerstag, 22. Januar 2004, 18.00 Uhr im Vortragssaal des Staatsarchivs Detmold. Das Grußwort spricht Weihbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Paderborn. Den Einführungsvortrag hält Frau Prof. Dorothee Roer, Fachhochschule Frankfurt, zum Thema "Hören und Gehört-Werden. Zeugenschaft und historische Wahrheit." Die Referentin wendet sich damit dem Phänomen der Wahrnehmung und Verarbeitung des Erlebten in Zeitzeugenberichten zu.

Veranstaltungsort:

Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold

Öffnungszeiten der Ausstellung:

Montag: 8.00 – 18.00 Uhr
Dienstag – Donnerstag: 8.00 – 16.00 Uhr
Freitag: 8.00 - 13.00 Uhr

Gruppenführungen nach Vereinbarung: Tel.: 05231 / 766-104 und 766-0

Führungen für Schulklassen nach Vereinbarung: Tel.: 05231 / 766-102


stadt@lav.nrw.de

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