Lippische Landes-Zeitung ,
24.07.2003 :
Bozkurts dürfen hoffen / Duldung bis Oktober - psychologisches Gutachten in Arbeit
Extertal/Detmold (blu). Am Ende weinte nicht nur Hidayet Cicek vor Freude, auch den Mitgliedern des Unterstützerkreises standen Tränen der Erleichterung in den Augen: Die Familie Bozkurt darf vorerst bis Ende Oktober in Silixen bleiben. Das ist das Ergebnis eines Anhörungstermins des NRW-Petitionsausschusses, der gestern im Kreishaus Detmold über die Bühne ging.
Ganz konkret heißt das: Hidayet Cicek, ihr Mann Giyasettin Bozkurt und die drei Kinder haben eine Duldung bis Ende Oktober, sie können ihren gewohnten Alltag wieder aufnehmen. Vater Bozkurt darf sofort das Kirchenasyl in Silixen verlassen, die Fahndung gegen ihn wird gelöscht. Und heute will der Kreis ihm eine neue Arbeitserlaubnis ausstellen, so dass er am Montag wieder seine alte Stelle antreten kann, die sein Arbeitgeber ihm freigehalten hat.
Eine entgültige Entscheidung, so Dorothee Danner vom Petitionsausschuss des Landes, habe sie gestern nicht treffen können. "Aber: Die Petition ist nicht geschlossen." Es bleibe jetzt abzuwarten, was das psychologische Gutachten ergebe, das derzeit für Hidayet Cicek erstellt wird. "Wenn darin eine Traumatisierung nachgewiesen wird, dann ist das eine deutlich andere Ausgangssituation als bisher angenommen", so Danner. Hidayet Cicek wird zur Zeit von einer Bielefelder Psychologin untersucht, zur Zeit sind zwei weitere Termine angesetzt.
Die Landtagsabgeordnete machte aber auch ganz deutlich: "Sollte sich eine Traumatisierung nicht bestätigen, dann ist die Familie Ende Oktober am besten beraten, wenn sie freiwillig ausreist." Nur dann bleibe den Bozkurts eine Rückkehrmöglichkeit nach Deutschland erhalten. An die mitgereisten Silixer appellierte sie: "Sollte Herr Bozkurt jetzt keine neue Arbeitserlaubnis erhalten, müssen Sie die Versorgung aus ihren Quellen sicherstellen. Die Familie darf jetzt nicht in die Sozialhilfe abrutschen." Die Arbeitserlaubnis sagte Franz Kemper von der Ausländerbehörde beim Kreis Lippe jedoch sofort zu.
Danner lobte die Haltung der Kreisverwaltung als äußerst kooperativ. Das empfanden der Unterstützerkreis und der Silixer Kirchenvorstand ebenso. "Wir alle haben dieses Ergebnis mit großer Erleichterung aufgenommen", so Josie Fiedler.
Lemgo@lz-online.de
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