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Initiative gegen Ausgrenzung , 20.01.2004 :

Vernichtungslager Sobibor – Veranstaltung mit dem Holocaustüberlebenden Jules Schelvis

Jules Schelvis wurde im Mai 1943 zusammen mit 3.000 Menschen aus den Niederlanden in das Vernichtungslager Sobibor verschleppt. Jules Schelvis erlebte als einziger von ihnen das Kriegsende. Die SS selektierte ihn und 80 andere Männer aus diesem Transport für die Zwangsarbeit im Torfabbau Dorahucza. Nach einer Odyssee durch verschiedene Arbeits- und Konzentrationslager wurde Jules Schelvis am 8.5.1945 in Vaihingen an der Enz von der französischen Armee befreit.

Sobibor ist neben Belzec und Treblinka eines der "vergessenen" Vernichtungslager der "Aktion Reinhardt" in Ostpolen, Distrikt Lublin. In dem kurzen Zeitraum von 1942 bis 1943 wurden hier 1.750.000 Menschen, vorwiegend Juden und Jüdinnen meist noch am Tag ihrer Ankunft ermordet.
In den 80er Jahren begann Jules Schelvis als Beobachter und späterer Nebenkläger in einem Kriegs-verbrecherprozess in Hagen eine jahrzehntelange Recherche in Archiven in Ost und West. Er hat ein an Fülle und Detailgenauigkeit beeindruckendes Buch über das Vernichtungslager Sobibor zusammen-gestellt, das 1993 erstmals in den Niederlanden erschien und inzwischen als Standardwerk gilt.

Jules Schelvis wird aus seinem Buch lesen, über die Geschichte des Vernichtungslager Sobibor berichten und aus seiner Lebensgeschichte erzählen.

Bielefeld
Theaterlabor im Tor 6,
Hermann-Kleinewächter Straße 4

Dienstag den 10.02. 2004,
19.30 Uhr

Eintritt frei

Am 14.10. 1943 wagten die Arbeitshäftlinge in Sobibor, denen als Augenzeugen des Mordens eben-falls der sichere Tod drohte, einen Aufstand, der erfolgreich verlief: Obwohl viele getötet wurden, konnten ca. 300 Häftlinge in die Wälder fliehen. Etwa 50 von ihnen erlebten das Kriegsende. Nach dem Aufstand wurden die Deportationen nach Sobibor und die Vergasungen eingestellt. Die SS ließ das Lager abbrechen, das Gelände einebnen und nahezu alle Spuren des Mordens beseitigen.

Den wenigen Überlebenden verdanken wir in erster Linie das Wissen über die Geschehnisse in Sobibor, die Täter zogen es vor zu schweigen.

Veranstalterin:
Initiative gegen Ausgrenzung (IGA), c/o IBZ, Teutoburgerstr, 106, 33602 Bielefeld

Die Veranstaltung wird unterstützt von:
Friedensgruppe der ev. Altstädter Nicolai-Kirchengemeinde,
Initiativkreis Shoa (Bielefeld), Kuratorium für eine Dokumentations- und Begegnungsstätte in Herford

Die vergessenen Lager

Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee, wird in der BRD offiziell des Holocaust gedacht. Angesichts von Schlussstrichdebatte und Relativierung des Holocaust (Herr
Hohmann ist immer noch Abgeordneter im Bundestag) stellt sich die schwierige Frage, wie angemessenes Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen aussehen könnte. Welche Funktion erfüllt eine zentrale Gedenkstätte in Berlin,
während viele Orte der realen Verbrechen, so auch die Vernichtungslager Belzec und Sobibor, keine angemessene offizielle Unterstützung durch die BRD erhalten und bis heute noch nicht alle ZwangsarbeiterInnen entschädigt worden sind?

Die geringe öffentliche Wahrnehmung der Vernichtungslager der Aktion Reinhardt und die mangelhafte offizielle Unterstützung der Gedenkstätten an diesen Orten steht in einem krassen Missverhältnis zu ihrer historischen Bedeutung. In diesen Lagern wurde die industrielle Massenvernichtung in Gaskammern mit all ihren bestialischen Details entwickelt, die heute vor allem mit dem Namen Auschwitz verbunden wird. Vom Frühjahr 1942 bis zum Herbst 1934 wurden in den drei relativ kleinen, östlich von Lublin abseits gelegenen Vernichtungslagern die unfassbare Zahl von 1.750.000 Menschen ermordet, davon 250.000 in Sobibor. Mindestens eine Millionen der Opfer wurden in den nur 10 Monaten des Hauptbetriebes der drei Lager umgebracht.

250.000 Leben - Eine Allee für die Opfer von Sobibor

Am 60. Jahrestag des Häftlingsaufstandes wurde auf Initiative der Gedenkstätte Sobibor, der "Stichting Sobibor" (NL) und des "Bildungswerkes Stanislaw Hantz" (Kassel) eine Gedenkallee eröffnet. Diese Gedenkallee markiert den letzten Weg der deportierten JüdInnen von der Rampe bis zur Gaskammer. In der Allee soll jeder gepflanzte Baum den Namen eines/einer Ermordeten, einer Familie oder von Menschen einer Region tragen. Gleichzeitig wird ein Gedenkbuch angelegt, in dem mehr zum Leben der Opfer dokumentiert werden soll. Die Ermordeten sollen nicht länger hinter der Anonymität der Zahlen verschwinden, sondern symbolisch ihren Namen, ihre Geschichte zurückerhalten.

Aufgrund erster Recherchen und der Zusammenarbeit lokaler Gruppen konnten am 14.10.2003 für 3 Menschen aus Ostwestfalen-Lippe erste Bäume in der Gedächnisallee gepflanzt und Steine gesetzt werden. Doch dies soll erst der Anfang sein, aus Bielefeld sind uns die Namen von weiteren 8 Menschen bekannt, die im Vernichtungslager Sobibor ermorden wurden. Wir hoffen, dass weitere Menschen die Initiative ergreifen und "Patenschaften" übernehmen. Die Gedenkstätte Sobibor begrüßt jede weitere Initiative für Gedenksteine in der Allee.

Spenden zur Finanzierung weiterer Gedenksteine und zur Unterstützung der Gedenkstätte Sobibor bitte auf folgendes Konto:

IBZ (Internationales Begegnungszentrum)
Sparkasse Bielefeld
Kontonummer: 73005613
BLZ: 480 501 61
Stichwort: Sobibor

Kontakt:
Initiative gegen Ausgrenzung
c/o IBZ
Teutoburger Straße 106
33602 Bielefeld


r.kula@t-online.de

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