Bünder Tageblatt / Neue Westfälische ,
13.10.2006 :
Rechte massiv verteidigt / Harald Darnauer beschäftigt sich mit der Schule Ahle zur NS-Zeit
Von Friedel Wilsmann
Bünde. Eine spannende Geschichte über die Schule der Gemeinde Ahle in der Zeit des Nationalsozialismus erzählt Harald Darnauer, gebürtig aus Ahle und auch dort lebend, im Historischen Jahrbuch für den Kreis Herford, dessen 14. Band ab 15. November 2006 vom Kreisheimatverein Herford e.V. herausgegeben wird. Darnauer macht zum ersten Mal beim Jahrbuch mit.
Harald Darnauer, 58 Jahre verheiratet, zwei Kinder, in der Möbelindustrie tätig, hat sich schon immer für Geschichte interessiert. Den Einstieg, in der Heimatgeschichte zu forschen, schaffte er vor 20 Jahren, als er zum ersten Mal einen Videofilm über das Leben der Juden in Bünde sah. Seine Recherchen über die Zeit des Nationalsozialismus führten ihn ins Kommunalarchiv Herford, ins Staatsarchiv Detmold und ins Schularchiv Ummeln. Von großer Bedeutung für sein Thema war aber die Chronik der Schule Ahle in drei Bänden, deren Transkription Thomas Beinke realisierte. In Darnauers Besitz ist auch die Chronik der Gemeinde Ahle, die von 1937 bis 1942 nachweist, was im Ort passierte. Sie wurde von Lehrer Brune geführt. Nach seinem Tode wollte seine Ehefrau sie dem Bünder Museum vermachen, das aber kein Interesse zeigte. Darnauer: "Über das SPD-Ratsmitglied Heinz Ortmeier bin ich dann in den Besitz der Gemeindechronik gekommen."
Darnauer startet mit einem allgemeinen Überblick über die Veränderungen an der Schule Ahle durch die Nationalsozialisten, die neuen Bücher, den Religionsunterricht, die nationalsozialistischen Jugendorganisationen. Dabei wird deutlich, dass sich die Lehrer nicht einfach in ihr Schicksal ergeben haben.
Da ist der Lehrer Arnold Dieckmann zu nennen, der seit dem 3. Januar 1914 als Lehrer an der Ahler Schule tätig war und seit dem 1. April 1925 das Amt des Hauptlehrers bis zu seinem Tode am 17. Juli 1943 bekleidete. Er war ein in der Bevölkerung beliebter Pädagoge, der sich auch in der Nazizeit weder einschüchtern noch durch falsche Unterstellungen aus seinem Amt drängen ließ. Als einziger Lehrer seiner Schule trat er nicht der NSDAP bei. Auch einer massiven Auseinandersetzung mit der Gemeindevertretung , die ihm ein Stück Wald weggenommen hatte, hielt er stand und verteidigte massiv seine Rechte. Dem vom Amtsbürgermeister Dr. Schildwächter gestellten Versetzungsantrag widersprach er vehement und mit Unterstützung des Kreisschulrates Dr. Salge verlief das Verfahren schließlich im Sande.
Das Kalkül ging nicht auf
Dann war da noch Heinrich Brune jun., der sich auch als Verfasser niederdeutscher Theaterstücke einen Namen machte und der seit dem 1. Mai 1920 Lehrer in Ahle war. Wegen seiner christlichen Jugendarbeit, die im Gegensatz zur Parteilinie stand, geriet er in Konflikt mit der NSDAP-Ortsgruppenleitung. Um den Jünglingsverein zu schützen, trat Brune im Februar 1935 vom Amt des 1. Vorsitzenden zurück. Seine Überlegung war dabei, durch seinen formellen Rücktritt zumindest die Leitung des Posaunenchores und der bedeutenden Laienspielschar weiter ausüben zu können. Das Kalkül Brunes ging aber nicht auf ...
Ferner beschäftigt sich Darnauer mit Lehrer Oskar Niehaus, mit Heinrich Dix, vor und nach dem 2. Weltkrieg Bürgermeister in Ahle, der nach der "Machtergreifung" seine Anstellung als Schuldiener verlor, und auch mit dem Neubeginn.
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