junge Welt ,
07.01.2004 :
Geheuchelter Antifaschismus / Hamm: Antideutsche nutzen Neonaziprovokation, um Angriffe gegen Linke zu verstärken
Markus Bernhardt
Unter dem Motto "Antisemitismus und Faschismus bekämpfen – für eine kosmopolitische Linke" will die Antifa Hamm am 17. Januar gegen einen Aufmarsch von Neonazis protestieren. Die wiederum will in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt ihre "Solidarität mit Palästina" demonstrieren.
Der Aufzug der Rechten könnte indes die weitere Spaltung der Antifaszene des Ruhrgebietes fördern. Denn neben der sich gemäßigt antideutsch gebenden Antifa Hamm mobilisieren auch die Bellizisten diverser Gruppen mit einem eigenen Aufruf zu Aktionen, die den Neonaziaufmarsch zum Anlaß nehmen. So findet sich auf der Internetseite www.no-nazis.de ein Aufruf verschiedener antideutscher Gruppen, in dem zum wiederholten Mal eine Art antisemitische Volksfront aus "deutschen Nazis, DemokratInnen und nicht unwesentlichen Teilen der radikalen Linken" herbeifabuliert wird, die "Israel und die USA", also "Individualität, Weltbürgertum und Fortschritt", bekämpfen wolle. Im weiteren Text findet sich allerdings ohne Bezug zum oben Zitierten, die Erkenntnis, dass der Kapitalismus "Verblendungszusammenhänge" produziert, die sich "unter anderem als Nationalismus, Rassismus oder eben Antisemitismus äußern können".
Antifaschisten, die gegen die Neonaziprovokation protestieren wollen, ohne imperialistische Aggressionen zu befürworten, bleibt wohl nichts übrig, als abseits der "Antideutschen" zu demonstrieren.
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