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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 27.09.2006 :

Carl Diem ist kein Vorbild / Betrifft: "Carl Diem hat keine weiße Weste, aber ... " (NW vom 23./24. September)

Warum tun sich Paderborner Stadträte so schwer mit der Umbenennung der Carl-Diem-Straße? Um eine "Vorverurteilung" Diems geht es doch überhaupt nicht. Es handelt sich nicht um ein nachträgliches Entnazifizierungsverfahren, das da durchzuführen wäre, auch nicht um die Vorwegnahme von Ergebnissen einer Diem-Biographie, sondern um die Frage: Ist Carl Diem geeignet, ihn per Straßennamen als Vorbild für "Sports-Geist" herauszustellen?

Diese Frage lässt sich auf dem heutigen Kenntnisstand gesichert beantworten: Er ist es nicht. Keineswegs hat Diem unter dem NS-Regime "eine Nische ... zum Überleben" (Christoph Quasten) suchen müssen, er befand sich – obwohl nicht NSDAP-Mitglied – in einer durchaus komfortablen Lage als Generalsekretär des Olympischen Organisationskomitees, als Leiter der Auslandsabteilung des NS-Reichsbundes für Leibesübungen und als prominenter Kriegspropagandist. Er feierte die militärische Gewalt Hitlerdeutschlands als "Aufstieg" von Sportgesinnung auf eine "höhere Ebene", er war angetan selbst noch von einem "Volkssturm"-Einsatz 1945.

In dieser Sache gibt es längst keine Unklarheiten bezüglich Diem mehr, und eben deshalb wurden anderenorts Carl-Diem-Straßen umbenannt. Welchen Grund könnte die Stadt Paderborn haben, Carl Diem weiter zu idolisieren?

Prof. Dr. Arno Klönne
Paderborn


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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