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Zeitung für den Altkreis Lübbecke / Neue Westfälische , 13.09.2006 :

"Den Neonazis nicht die Straße überlassen" / Bündnis gegen Gewalt und rechtsradikale Propaganda ruft zu Gegendemonstration auf

Von Anja Peper

Kreis Minden-Lübbecke. "Wir werden den Neonazis nicht das rechte Weserufer überlassen." Dass diese Stadt bunt statt braun ist, will das Mindener Bündnis am Samstag, 16. September, unter Beweis stellen. Die Unterzeichner rufen zur Gegendemonstration mit anschließendem internationalen Kulturfest auf.

Die "Nationale Offensive Schaumburg" (NOS) hat für diesen Tag eine Demonstration in Dankersen angekündigt. Dass es sich bei dieser Gruppe eindeutig um Neonazis handelt, steht für Hans Langescheid (Friedenswoche/Mindener Bündnis) außer Frage: "Unter ihren Mitgliedern befinden sich rechtskräftig verurteilte Gewalttäter", sagt er. Die NOS versuche, sich als Teil einer sozialen Opposition hinzustellen (offizielles Motto laut NOS-Homepage: "Gegen Rentenklau und Sozialabbau").

Die Organisation störte zuletzt einen Vortrag des NPD-Aussteigers Jörg Fischer im Rahmenprogramm der Mindener Anne-Frank-Ausstellung mit eindeutig antisemitischen Aussagen. Die Gruppe stehe für "Antisemitismus, Ausländerhass, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit", fasst der Verein Friedenswoche zusammen. Und weiter: "Sie sind gewaltbereit gegen Andersdenkende und anders Aussehende."

Eine Neonazi-Demonstration in der Stadt. Das ist für Minden etwas Neues. Entsprechend groß auch die Unsicherheit: Wie reagiert man am besten darauf in einer Stadt, die stolz auf ihre Jüdische Gemeinde ist? Augen zu, das Ganze ignorieren, um den Demonstranten bloß keine öffentliche Plattform zu bieten? Oder deutliche Signale setzen?

Die Stadt hat sich nach einigen Diskussionen für die zweite Möglichkeit entschieden: "Ein friedliches Gegensignal" will Bürgermeister Michael Buhre setzen, wobei die Betonung durchaus auch auf friedlich liegt. Denn Neonazis sind in Minden nicht erwünscht, aber auf gewaltbereite Antifa-Leute, also die militante linksextreme Szene, kann das Bündnis genauso verzichten. Die Organisatoren sind sich sicher: "Schlägereien oder sonstige Randale würde die Nationale Offensive als Erfolg werten." Also gilt die Devise: "Nicht provozieren lassen", so Roland Engels (DGB).

Die Demonstration der NOS soll gegen 13 Uhr am Mindener Bahnhof starten. Die Demonstranten kommen von einer Demo in Bielefeld. Jetzt steht auch die Route fest: Vom Bahnhof aus geht es über die Viktoriastraße Richtung Dankersen, über Feldstraße und Steinkreuzstraße und zurück über die Gneisenaustraße, Grille und Viktoriastraße. Sie werden also östlich des Bahnhofes unterwegs sein.

Die Gegendemonstration startet vom Kleinen Domhof aus in Richtung des Schotterplatzes an der Ecke Kaiserstraße/Hafenstraße, wo das Kulturfest stattfinden soll – also westlich des Bahnhofes. Die Strategie der Polizei sieht so aus, dass sich die Marschwege beider Gruppen möglichst nicht überschneiden. Die von der Polizei markierte Grenze zwischen beiden Gruppen würde auf der Viktoriastraße in Höhe des Bahnhofes verlaufen.


lok-red.luebbecke@neue-westfaelische.de

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