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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 12.09.2006 :

Vertriebene rasch der Zukunft zugewandt / Moderate Töne beim Tag der Heimat

Salzkotten (ger). Mit etwa 350 Teilnehmern feierte der Kreisverband Paderborn des Bunds der Vertriebenen (BdV) unter dem Motto "Menschenrechte achten – Vertreibung ächten" den Tag der Heimat.

Dabei standen moderate Töne, der Ruf nach dem Recht auf Erinnern und der Blick auf ein vereintes Europa im Vordergrund. Joachim Scheffler, Kreisvorsitzender des BdV, sieht den Bund als Mittler, der für Offenheit und einen Blick über die Grenzen stehe. 60 Jahre nach der Umsiedlung von 12 Millionen Deutschen aus Osteuropa dürften die erlittenen Leiden nicht in Vergessenheit geraten. Scheffler erhielt für das Bestehen eines Partnerschaftsvertrages mit dem thüringischen Regionalverband Altenburg eine Ehrenurkunde als Dank für die enge und gute Zusammenarbeit.

Landrat Manfred Müller betonte die Integrationsleistung der Vertriebenen: Sie hätten sich eine neue Heimat geschaffen, ohne ihre eigene Geschichte zu verleugnen. Gerade in der heutigen Zeit sei es im Zuge der Integrationsbestrebungen wichtig, Eigenarten zugewanderter Menschen zu akzeptieren und kennen zu lernen.

Elmar Brok, Mitglied des Europa-Parlaments in Straßburg, betonte in seiner Festrede, dass aufgrund der endgültigen Anerkennung der deutschen Ostgrenze seit 1990 eine revisionistische Forderung nach Rückgabe der Gebiete kein zeitgemäßer Anspruch sei. Das Jahrhundert der Vertreibung habe in vielen Nationen Täter und Opfer hervorgebracht, wobei Vertreibung immer unrecht sei. Der nationalsozialistische Vernichtungskrieg dürfe das Recht auf Erinnerung an der Vertreibung aus Osteuropa nicht ersticken.

Aussöhnung mit Polen wäre wünschenswert

Die historische Leistung der Vertriebenen sei, dass sie sich schnell der Zukunft zugewandt und eine Botschaft der Verständigung ausgesandt haben, die ein friedliches Zusammenleben in Europa erst möglich gemacht habe. Im Zuge der europäischen Einigung sei eine Aussöhnung mit Polen nach dem Vorbild der Verständigung mit Frankreich zu wünschen. Da sich die Kultur in den Mitgliedsländern der Europäischen Union zu achtzig Prozent decke und durch den Einigungsprozess die Grenzen immer durchlässiger würden, sei dies keine Utopie, meinte der CDU-Politiker .

Am Rande der Veranstaltung demonstrierte eine kleine Gruppe Antifaschisten unter dem Motto "Deutsche Täter sind keine Opfer!", die teilweise heftige Reaktionen seitens der Redner hervorrief.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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