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Lippische Landes-Zeitung , 11.09.2006 :

Verändertes Gedenken / Feierstunde zum Tag der Heimat in Schlangen

Schlangen (aga). "Ein geeintes Europa mit aufzubauen", erinnerte Martin Böttcher an eine Verpflichtung, die sich der Bund der Vertriebenen schon 1950 in seine Charta geschrieben hatte. Der Präses der Landessynode sprach am Freitagabend das Grußwort zur Feierstunde des Tages der Heimat in Schlangen.

Alle zwei Jahre organisieren die Gemeinde Schlangen, der Heimat- und Verkehrsverein Schlangen gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen diese traditionelle Feierstunde am Gedenkstein.

Böttcher erinnerte sich an den Abend eines heißen Sommertages, an dem Soldaten zur Einquartierung in seinen Heimatort kamen. Diese seien dann zu zweit oder zu dritt auf die Familien verteilt worden. "Auch wir waren stolz, zwei junge Männer mit nach Hause nu nehmen", erzählte er. Aber schon am nächsten Morgen seien die Männer nicht mehr da gewesen.

"Es war die Nacht zum 1. September 1945", fügte Böttcher nach einer kurzen Pause hinzu.

Er erinnerte an die Vertriebenen des an diesem Tage "von einem verbrecherischen Regime" begonnenen Zweiten Weltkrieges. "Das Gedenken hat sich verändert", wandte er nun den Blick in die Gegenwart. Damals sei sie noch von der Hoffnung auf die Rückkehr in die einstige Heimat geprägt gewesen. Heute wissen die noch lebenden Vertriebenen, deren Kinder und Enkel, dass eine Rückkehr nicht möglich ist: "Wir, die Kinder, sind hier aufgewachsen und haben hier eine Heimat gefunden."

Die Vertrieben von damals und ihre Nachkommen, so Böttcher, haben, ganz im Sinne ihrer Charta von 1950, seither ihren Beitrag zum Zusammenwachsen Europas geleistet und "zumindest für die nächsten Generationen eine neue Heimat geschaffen".

Nachdem sich der Musikzug der Feuerwehr sowie der Gesangverein Teutonia Schlangen beim Publikum Gehör verschafft hatten, dankte Paul Vogel, Vorsitzender der Ortsgruppe Schlangen im Bund der Vertriebenen, Böttcher herzlich für dessen Worte: "Der Präses der Landessynode ist ein sehr geeigneter Redner für unsere Feierstunde." Böttcher, der in Ostpreußen geboren sei, kenne das Schicksal der Vertriebenen nur zu gut.

Dann leitete er zum anschließenden Unterhaltungsabend im Gasthof Sibille Ostmann über. Volkstanz und Lieder und viele Gespräche standen im Mittelpunkt des dort stattfindenden Heimatabends mit Wellfleischessen.


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