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Antifa Hamm , 10.09.2006 :

Kein Bock auf Nazis in Hamm

Hamm ist leider seit längerem ein beliebter Ort für Aktivitäten von Neonazis. So hat sich in Hamm eine der aktivsten Neonazi-Gruppen in NRW etabliert: Die Kameradschaft Hamm. Die regelmäßigen Aufmärsche der Kameradschaft sind in Hamm zur Gewohnheit geworden.

Von Seiten der Stadt wird diese Entwicklung kaum problematisiert. Die lokale Politik macht es sich statt dessen zur Aufgabe das Problem zu klein zu reden und spielt so den Neonazis in die Hände. Die Neonazis freut es, dass man sie gewähren lässt. Ihr Ziel ist es als normaler Teil des politischen Alltags zu gelten.

Wir haben mehrfach versucht, eine Ausstellung, die über die Absichten der Neonazis aufklärt, in öffentlichen Räumen unterzubringen und sie so vielen Menschen, speziell Jugendlichen, zugänglich zu machen. Von städtischer Seite aus wurden uns jedoch alle öffentlichen Räumlichkeiten verweigert. Deshalb zeigen wir die Ausstellung heute in der Fußgängerzone.

Die Ausstellung "Rechts um, und ab durch die Mitte!"

Ist Neonazismus nur ein Jugendproblem, eine Protestbewegung und ein Problem des gesellschaftlichen Randes? Das von Medien und Politik gezeichnete Bild des aktuellen Neonazismus in Deutschland ist meist verharmlosend und unvollständig. Die Konzentration auf den brutalen, jugendlichen Skinhead lenkt von dem kritischen Blick auf gesellschaftliche und politische Zusammenhänge ab, in dem rassistische Einstellungen und Übergriffe gedeihen und teilweise sogar stillschweigende Duldung erfahren. In der Ausstellung "Rechts um, und ab durch die Mitte!" werden Entwicklung, Organisation und Struktur der extremen Rechten in Deutschland dargestellt. Darüber hinaus werden Beispiele praktischer Arbeit gegen Faschismus und Rassismus vorgestellt.

Antifaschistische Jugendkultur fördern!

Wir wollen heute nicht einfach nur unsere Ausstellung zeigen. Vor allem fordern wir Stadtverwaltung und -rat auf, sich endlich des Problems anzunehmen und eigene Konzepte zu entwickeln oder unsere Ausstellung mit geeigneten Räumlichkeiten zu unterstützen.

Obwohl seit 2003 handlungsfähige Neonazi-Strukturen in Hamm bestehen, hat die Polizei erst im Mai diesen Jahres zugegeben, dass vor Ort eine rechte Szene existiert. In den Wochen zuvor hatten Neonazis vermehrt Jugendliche angegriffen und Scheiben von Autos und Wohnungen vermeintlicher Linker eingeschmissen. Während des City-Festes griff eine Nazigruppe mehrmals jugendliche Besucher an. Ein Jugendlicher wird mit einem Schlagring schwer verletzt. Ihm wurde das Jochbein und der Augenhöhlenknochen gebrochen. Er musste mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden. Einen Monat später wurde ein Mitglied der Kameradschaft Hamm verhaftet. Er wird verdächtigt, die Taten begangen zu haben. Er sitzt zur Zeit in U-Haft.

Obwohl zwei der führenden Neonazis aus Hamm inhaftiert sind, ist damit das Problem nicht gelöst. Die Szene ist groß genug. Außerdem haben sich gerade in den letzten Jahren weitere Neonazi-Grüppchen und rechte Jugendcliquen gebildet, die das Weltbild der Kameradschaft Hamm teilen und sich für Aktionen mobilisieren lassen. Auch in anderen Städten sind die Hammer Neonazis aktiv: Dustin Guske, Mitglied der Kameradschaft Hamm, wirkt zum Beispiel bei den Naziaufmärschen am 16. September in Ostwestfalen in der Organisationsleitung mit.

Die Strategie der Nazis durch dauerndes Erscheinen im öffentlichen Raum allmählich zur Gewohnheit zu werden, geht in Hamm voll auf. Man gewöhnt sich an Nazis und nimmt diese kaum mehr wahr. Viele Jugendliche stört es nicht mehr, dass Neonazis bei Konzerten oder Partys auftauchen. Man teilt zwar ihre politische Gesinnung nicht, akzeptiert sie aber. So können Nazis ihren Mist anderen Jugendlichen als scheinbar rebellische Subkultur anbieten und so ganz offen Nachwuchs anwerben.

Die heute gezeigte Ausstellung kam in der Innenstadt sehr gut bei den vorbeilaufenden Bürgern an. Es wurden Flyer in der Fußgängerzone verteilt, um die Leute mal wieder drauf aufmerksam zu machen, dass auch wenn zwei der Hauptakteure im Gefängnis sitzen, sich die Neonazis dieser Stadt nicht in Luft auflösen. Die Bürger nahmen gerne die Flyer, sowie die "Kein Bock auf Nazis" Zeitung entgegen. Weiterhin wurde für den 16.09., wo die Nazis in Bielefeld, Minden und Gütersloh demonstrieren wollen mobilisiert und Flyer verteilt. Von der sonst so "starken" und "mächtigen" Kameradschaft Hamm war heute nicht ein Hauch zu sehen. Sie scheinen führerlos umherzuirren, wie ein Huhn, dem mensch gerade den Kopf abgeschlagen hat.

Alles in allem ein durchaus erfolgreicher Tag!


antifa-hamm@web.de

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