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Lippische Landes-Zeitung , 16.07.2003 :

Kirchenasyl für Vater Bozkurt / Gemeinde Silixen gewährt Schutz

Extertal-Silixen (te). Die Familie Bozkurt ist in Silixen wieder vereint. Die Kirchengemeinde gewährt dem Familienvater Giyasettin Bozkurt bis zum 23. Juli Kirchenasyl. Seine Frau Hidayet Cicek und die Kinder Zozan, Umut und Asad können den Vater jederzeit besuchen. Er selbst darf das Gelände des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses nicht verlassen. Die Hoffnungen der Familie und ihrer Unterstützer richten sich nun auf den 23. Juli. Dann wird sich der Petitionsausschuss mit dem Fall beschäftigen.

Hidayet Cicek und ihre Kinder konnten am Donnerstag ihr Leben im Untergrund aufgeben, dass sie gemeinsam mit dem Vater seit dem 4. Mai geführt hatten. Damals waren sie aus Angst vor Abschiebung abgetaucht. Die Duldung bezieht sich aber ausdrücklich nicht auf Giyasettin Bozkurt, der nach wie vor zur Festnahme ausgeschrieben ist. Durch das Kirchenasyl, das der Kirchenvorstand einstimmig beschlossen hat, will die Gemeinde der Familie ermöglichen, zusammen zu bleiben. Die Wohnung der Bozkurts liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Silixener Gemeindehaus, so dass Hidayet Cicek ihren Mann versorgen kann.

Das Asyl ist allerdings bis zum 23. Juli begrenzt. An diesem Tag beschäftigt sich in Detmold ab 10.30 Uhr der Petitionsausschuss des Landes mit dem Fall. Pfarrer Martin Schröder: "Wir wollen nicht in Konfrontation mit den staatlichen Behörden gehen und die Entscheidungen durch das Kirchenasyl unterlaufen. Wenn eine Lösung für die gesamte Familie gefunden wird, werden wir sie akzeptieren."

Die Gemeinde wolle außerdem ein Zeichen setzen, denn in Silixen gibt es eine breite Sympathie für die Familie. Ein Unterstützerkreis kämpft seit Mai für ein Bleiberecht der Bozkurts. Beide Elternteile haben Arbeitsplätze, die Kinder sind in Deutschland geboren, die älteren (8 und 6 Jahre) besuchen Schule beziehungsweise Kindergarten in Silixen. Bozkurts und ihre Freunde richten nun alle Hoffnungen auf den 23. Juli. Sie weisen darauf hin, dass andere Teile der Familie in England und Holland Asyl erhalten haben. Giyasettin Bozkurt zeigte gestern Bilder aus seinem Heimatort in der Osttürkei, 30 Kilometer von der Stadt Bingül entfernt, die vor einigen Wochen Zentrum eines Erdbebens war. Das Haus der Familie ist weitgehend zerstört.

In der monatelangen Abwesenheit der Bozkurts sind einige Rechnungen aufgelaufen. Deshalb bitten Gemeinde und Unterstützer um Spenden auf das Konto der Kirchengemeinde, Nummer 2016657 bei der Sparkasse Lemgo (BLZ 480 501 10). Am Donnerstag, 17. Juli, will die Gemeinde ab 19 Uhr die Silixener informieren, wie es mit der Familie weitergeht.


Lemgo@lz-online.de

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