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Soester Anzeiger , 08.09.2006 :

Vertriebene laden umstrittenen General aus / Nach öffentlichem Druck nun Feierstunde ohne den Geschichtsklitterer / Vorstand: Wir wollen die Teilnehmer und unseren Landrat schützen

Soest. Der wegen seiner Nähe zum rechtsextremen Gedankengut in die Kritik geratene Ex-General Gerd Schultze-Rhonhof wird Sonntag nicht in Soest auftreten. Der Bund der Vertriebenen hat nun doch auf die öffentliche Empörung reagiert und den Redner ausgeladen.

"Durch den enormen öffentlichen Druck hat der Vorstand beschlossen, die Feierstunde (zum Tag der Heimat) ohne den vorgesehenen Festredner durchzuführen", erklärten gestern die beiden Vorsitzenden, Franz Joseph Feuerborn und Jürgen Schultz, in einer Fax-Mitteilung. "Wegen der emotionalen Erregung, die aufgekommen ist, will der Vorstand damit die Teilnehmer und unseren Schirmherrn, Landrat Wilhelm Riebniger, schützen", heißt es in dem Schreiben.

Die Feierstunde selber soll wie geplant 15 Uhr im Blauen Saal des Soester Rathauses stattfinden und unter dem Leitwort "Menschenrechte achten - Vertreibung ächten" stattfinden.

Noch vorgestern hatte der Vertriebenen-Chef, als er vom Anzeiger mit den revisionistischen Veröffentlichungen Schultze-Rhonhofs konfrontiert wurde, erklärt, keinen Grund zu sehen, den Ex-General auszuladen. "Ich habe da keine Bedenken", sagte Feuerborn.

Doch der Protest ließ nicht lange auf sich warten: Im Anzeiger-Internet-Forum, in Briefen und Anrufen entrüsteten sich Leser, ausgerechnet einen Redner einzuladen, der die Schuld am Zweiten Weltkrieg England und Frankreich anlastet und Hitlers Überfall auf Polen damit rechtfertigt, es sei ihm um die "Wahrung der Menschenrechte der Volksdeutschen" gegangen.

Möglicherweise wäre so viel Geschichtsverdrehung bei der Feierstunde nicht ohne Echo geblieben. Gestern - vor bekannt werden der Ausladung - meldete sich Milena Pendzich vom Umwelt- und Initiativenhaus zu Wort und kündigte für Sonntagnachmittag eine "bunte Suppe statt brauner Soße" an. Mit einer schmackhaften Aktion wolle man auf die "unappetitlichen Äußerungen des fragwürdigen Publizisten" aufmerksam machen.

Landrat Wilhelm Riebniger hat die Ausladung gestern Nachmittag begrüßt. Da nun das Treffen in der bisherigen Form wie in den vergangenen Jahren ablaufen könne, nehme er gern die Schirmherrschaft wahr.


lokales-werl@soester-anzeiger.de

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