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Die Glocke , 17.01.2004 :

Ehemalige Zwangsarbeiter: Positive Erinnerungen überwiegen / "Wir waren zwei gute Kameraden"

Sendenhorst (gl). "Ludwig und ich, wir waren zwei richtig gute Kameraden." Dieser Satz klingt wie aus den Erinnerungen eines Soldaten an seine Fronterlebnisse. Und doch kommt er aus dem Mund eines Mannes, der 1943 als ukrainischer Zwangsarbeiter in Albersloh war. Außergewöhnlich! Genauso außergewöhnlich, wie der gesamte Besuch, der zurzeit in Sendenhorst zu Gast ist. Denn im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Zwangsweise eingesetzt" ("Die Glocke" berichtete / siehe auch Bericht an anderer Stelle dieser Ausgabe) begrüßt die Stadt mit der Polin Irmina Kroll und dem Ukrainer Michael Balanowski noch bis zum kommenden Donnerstag zwei ehemalige Zwangsarbeiter, die vor über 60 Jahren in Albersloh waren. Und die beiden haben sehr viel zu erzählen. Verwunderlicherweise fast nur Positives von ihren Aufenthalten in Albersloh, obwohl zeitgleich Millionen ihrer Landsleute von den Nationalsozialisten und ihren Schergen rücksichtslos ausgebeutet und für kleinste Verfehlungen drastisch bestraft oder ermordet wurden. So Michael Balanowski, der als 13-Jähriger 1942 nach Deutschland verfrachtet wurde, hier zunächst in einer Munitionsfabrik arbeitete und dann ein Jahr später auf den Hof von Bernhard Schlieper geschickt wurde. "Ich bin nach dem zweiten Tag wie ein Familienmitglied aufgenommen worden, wie ein Sohn des alten Schlieper", erklärt er am Donnerstagabend bei einem Pressegespräch im Haus Siekmann in einem Deutsch, das zwar ein wenig holprig ist, aber doch 60 Jahre überdauert hat.


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