Schaumburger Nachrichten ,
15.07.2003 :
Nach der Flucht jetzt Kirchenasyl
Giyasettin Bozkurt, der nach elf Jahren in der Bundesrepublik in die Türkei abgeschoben werden soll und deshalb von der Polizei gesucht wird (wir berichteten), ist nach seiner Flucht im Mai jetzt zu seiner Familie nach Silixen zurückgekehrt. Der Kirchenvorstand, berichtete gestern Pastor Martin Schröder während einer Pressekonferenz, habe beschlossen, dem 38jährigen Familienvater bis zum 23. Kirchenasyl zu gewähren.
Für diesen Tag ist der Anhörungstermin des Petitionsausschusses des nordrhein-westfälischen Landtages beim Kreis Lippe in Detmold geplant. Die Mitglieder des Unterstützerkreises mit Sprecherin Josie Fiedler und Pastor Schröder gehen davon aus, dass es dann zu einer verbindlichen Entscheidung über ein Bleiberecht für die ganze Familie Bozkurt kommt. Der Unterstützerkreis habe in den vergangenen Monaten auf verschiedenen Ebenen versucht, der Familie zu helfen. Die rechtlichen Möglichkeiten seien aber derzeit ausgeschöpft. Die letzte Hoffnung ruhe auf dem Petitionsausschuss.
Für die Ehefrau Hidayet und die drei Kinder im Alter von acht, sechs und zweieinhalb Jahren hat der Kreis Lippe bereits eine bis zum 23. Juli befristete Aufenthaltserlaubnis erteilt. Die Aufenthaltserlaubnis bezog sich ausdrücklich nicht auf den Ehemann, der nach wie vor zur Festnahme ausgeschrieben ist. Die Polizei und die Ausländerbehörde hätten signalisiert, berichtete Pastor Schröder, dass sie das Kirchenasyl respektieren würden. Schröder machte während der Pressebesprechung jedoch auch deutlich, der Kirchenvorstand und die Kirche werde die Entscheidung der Behörden nach dem Petitionstermin "nicht unterlaufen".
Fiedler und Schröder wiesen daraufhin, dass es in Silixen breite Sympathie für die kurdische Familie gebe. Der Arbeitgeber habe dem Ehemann sogar "unbezahlten Urlaub" gewährt und sei willens, diesen weiterzubeschäftigen, wenn die Bozkurts in Silixen bleiben dürften.
Müssten die Bozkurts jetzt in die Südosttürkei zurück, fänden diese dort ihr von den jüngsten Erdbeben zerstörtes Haus vor. Bozkurt zeigte während der Pressekonferenz Fotos von der Ruine seines Hauses, die ihm per Internet zugestellt worden waren. Bis zum 23. Juli darf Bozkurt das Kirchengelände nicht verlassen. Er schläft und wohnt in einem Besuchszimmer, seine Ehefrau versorgtihn mit Essen.
Die Kirchengemeinde bittet, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens, um Spenden zur Unterstützung der Familie auf das Konto der Kirchengemeinde Silixen (Kontonummer 2016657 bei der Sparkasse Lemgo, BLZ 480 501 10).
sn@madsack.de
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